Kolumne von Lisa Urech in der BZ vom 5. April 2013
05.04.2013Im Tessin kommen Frühlingsgefühle auf. Warm ist es zwar auch hier noch nicht, aber es tut gut, etwas Sonne zu tanken. Seit Ostersamstag bin ich in Tenero im Trainingslager, insgesamt sind vierzehn Tage vorgesehen. Es sind noch fünf deutsche Athletinnen dabei, welche ebenfalls von meinem Trainer Sven Rees betreut werden. Die Stimmung ist richtig gut, bei uns ist ganz schön was los. Wenn ich daran denke, dass ich im Herbst an der Hüfte operiert wurde, bin ich mit meiner Verfassung sehr zufrieden. Seit vier Wochen ist Krafttraining möglich; ich kann auch sonst grundsätzlich alles machen, halt einfach noch auf relativ tiefem Niveau. Die Hürden beispielsweise stellen wir nicht wie üblich bei 84 cm, sondern bei 76 cm ein. Geplant ist, die Intensität im Verlauf des Camps zu steigern, gegen Ende dann erstmals seit letztem Sommer wieder mit Nagelschuhen zu laufen. Schmerzen habe ich keine; bei Übungen mit extremen Winkeln kommt es aber vor, dass ich die Hüfte spüre. Langweilig ist mir nie geworden; das Wirtschaftsstudium, welches ich an einer Berner Fachhochschule in reduziertem Tempo bestreite, fordert mich und lässt sich gut mit meinen Trainings kombinieren. Ehe ich nach Tenero fuhr, hatte ich zwei-, dreimal mit den Stabhochspringerinnen Nicole Büchler und Anna Schmid in Magglingen trainiert. Mit Sven hatte ich mich einmal pro Woche in Zürich zum Hürdentraining getroffen. Nach Stuttgart werde ich aber erst dannreisen,wennichinderLage bin, zumindest wieder in die Nähe des Limits zu gehen. Ich orientiere mich nicht an einem Fahrplan, sondern an meinem Körper. Ansonsten würde ich nur Gefahr laufen, mich auf irgendetwas zu versteifen. Ich weiss schliesslich nicht, wie die HüftebeiMaximalbelastungreagieren wird. Hätte ich ein konkretes Ziel vor Augen, drohte im Fall eines Rückschlags sofort eine Stresssituation. So etwas könnte ich gar nicht gebrauchen. Aber ich gebe zu, dass ich hoffe, in der zweiten Saisonhälfte noch den einen oder anderen Wettkampf bestreiten zu können.